Freitag, 11. Juli 2008

Mass Effect

Wer will kann sich mit diesem Beitrag über meine Einstellung zu Bioware schlau machen. Dann kann der Text hier im richtigen Kontext gelesen werden:

Mass Effect ist ein Bioware Spiel. Ich habe soviel Ruckeln erwartet, daß man denkt, das Spiel fällt gleich auseinander. Ich habe erwartet, daß die Ladezeiten von einer anderen Welt sind. Daß ich mehrmals durch dieselben Dialogbäume muß, um neue Teiläste zu entdecken, die im Laufe des Spiels hinzugefügt werden, womit jedes Bemühen meinerseits, im Polygonhaufen und dazugehöriger Stimme einen Charakter und nicht einen Automaten zu sehen, zum Scheitern verurteilt ist. Ich habe erwartet, daß ich mitten in einer Mission im Kampf gegen eine Armee einen Dialog mit einem Teammitglied anfangen kann, in dem ich mich 10 Minuten lang über seine Kindheit unterhalte, während der Rest der Welt wartet, bis ich fertig bin. Ich habe Kampfsituationen erwartet, die rollenspielmäßig-albern aussehen. Und wenn Rainbow Six in seiner 5. Konsoleniteration keine halbwegs vernünftige Shootersteuerung hinkriegt, dann kann Bioware bestimmt nur davon träumen. Erst nachdem ich ein paar Trailer gesehen habe, habe ich mehr als amateurhafte bis ordentliche Grafik und Animationen erwartet. Als ich das Spiel gespielt habe, wurde ich trotzdem nochmal positiv überrascht ...und nicht nur in dieser Hinsicht.

You are so beautiful ...to me.
Mass Effect ist eins der am besten aussehenden Videospiele, die es zur Zeit gibt. Schöne Effekte und detaillierte Oberflächen kann man auch von Epic kaufen aber auch das Design hat einen eigenen Charakter, ist stimmig und sieht gut aus, auch wenn es nicht ganz meinem Geschmack entspricht, weil es samt Musik etwas Kälte (mit voller Absicht) ausstrahlt. Dazu kommt, daß die Grafik sich wie jeder andere Aspekt des Spiels zum Ende hin steigert, was leider recht unüblich geworden ist.

Die Animationen überraschen gleich mehrfach. Bioware benutzt Motion Capture Animationen. Ihre handgemachten Animationen sind ausnahmsweise gut. Aber soweit kommen andere Entwickler auch. Wo das Spiel über den guten Standard hinausgeht sind die Feinheiten. Wenn man mit seinem Charakter einen abrupten Richtungswechsel macht, dann dreht sich nicht das Modell einfach um die senkrechte Achse während die Standardanimation weiterläuft und die Füße über den Boden rutschen. Der Charakter legt seine Füße so hin, daß er sich umdrehen kann. Das führt zu einer kleinen Verzögerung der Reaktion auf die Eingaben, ist aber außerhalb der Kämpfe, wo es passiert, vernachlässigbar. Dazu kommt, daß die Charaktere während der Gespräche weder wie in billigen Zeichentrickfilmen (oder KOTOR (Knights of the old Republic)) zwischen drei Körperstellungen hin- und hergeschoben werden, noch wie in japanischen Spielen wild herumgestikulieren. Wie angenehm!

Spacig
Es kommt noch mehr: Die Steuerung ist selbst in den Schießereien sehr gut. What happen? Mit den Teammitgliedern kann man beim herumlaufen, also auch mitten in einer Mission, keine Gespräche anfangen. Man wird mit einer einzeiligen Antwort abgespeist. They set us up the bomb. Dank einer neuen Dialogsteuerung, navigiert man in Dialogbäume hinein ohne die "Zwischenschritte" anhören zu müssen. Wenn man ein paar Schachtelungstiefen hineingeht und entdeckt, daß man dort alles abgeklappert hat, dann kann man wieder hinaus, oft ohne ein Wort gesagt zu haben. Der Nervfaktor ist um viele Ebenen gesenkt worden. Move Zig for great justice!

Die Ladezeiten, die zum Teil als Aufzugsfahrten getarnt sind, sind zu lang. Es gibt Texturploppen aber das scheint auf anderen Konsolen öfter aufzutreten als bei mir. Es hängt vermutlich vom Laufwerk ab. Das Spiel ruckelt oft extrem, was aber von den ästhetischen Nachteilen abgesehen wenig stört, weil es auf der Stufe "normal" leicht ist und man sehr ungenau zielen darf. Wenn man geübter Spieler ist, dann wird man in Mass Effect in der mittleren Schwierigkeitsstufe selten sterben. Im Gegensatz zu KOTOR, wo man den größten Teil der Kämpfe gewinnen kann, indem man absolut nichts tut, muß man hier ausweichen, zielen, schießen, gegebenenfalls Magie benutzen und Deckung aufsuchen, damit man nicht stirbt. Das volle Programm.

Die Geschichte kriegt schon mal Bonuspunkte, weil es im Gegensatz zu den meisten anderen Videospielen auf dem Markt nicht dumm ist bis zum Punkt, wo sie den Spieler beleidigt. Es wird sogar Spannung aufgebaut. Manchmal will das Spiel dramatisch rüberkommen und versagt kläglich aber das Finale macht alles wieder wett. Bei den Mitstreitern nervt, daß Menschen verschiedene Charaktere haben können, Außerirdische aber nur den einen Charakter, der ihrer "Rasse" entspricht. Eine typische Sci-Fi Krankheit. Manchmal wird es störend, wenn vor allem die Tussi ohne Gesicht nichts sagen kann, was nicht auf ihren Hintergrund hindeutet, aber man muß sie ja nicht öfter als nötig ansprechen.

Wenn wir schonmal bei Dingen sind, die man nicht tun muß, reden wir über die Nebenmissionen auf zufällig errechnete Planeten. Es gibt Nebenmissionen, die auf zufällig errechnete Planeten stattfinden. Das ist genauso spannend, wie es sich anhört. Man fährt mit dem Fahrzeug rum (was mir speziell Spaß gemacht hat, weil Physik in Spielen toll ist), holt sich Items aus zwei verschiedenen Stellen und muß an einer dritten Stelle irgendjemanden töten, was bis auf zwei Fällen, wo man seine Mitstreiter hilft, nichts zur Geschichte beiträgt und das schwierig zu navigierende Inventar überfüllt, das man dann in einer unnötigen umständlichen Art leeren muß. Mein Rat ist es, aufzuhören, die Nebenmissionen zu spielen, sobald es sich andeutet, daß sie langweilig werden.

Den Rest des Spiels kann man sich aber antun, vor allem als Vorbereitung auf Mass Effect 2, denn mit dem Tempo, mit dem sich Bioware bessert, müsste Teil 2 mein Lieblingsspiel werden. Oder auch nicht, wenn es weiterhin so derbe ruckelt.

...derbe ruckelt.

...be ruckelt

...ruckelt.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Bis jetzt gar nicht schlecht, deine Selbstgespräche. :)

Aber machst du nur Spaß oder bist du wirklich so Grafik-geil? Ob ein Spiel jetzt 50 oder 60 Frames hat, tut doch eigentlich nicht viel zur Sache. Man muss sich halt am Anfang dran gewöhnen....

Vllt. ist mir das auch nur zu hoch und das ist alles im Gesamtkontext mit den 60 frames zu sehen.

Nichtsdestotrotz hört sich das über Mass Effect Geschriebene glaubwürdig an und die Beiträge waren bis jetzt alle lesenswert. Vor allem nett, dass du die kleinen, aber nervigen Eigenarten von Spielen aufgreifst, die dem Spieler ja meist zig Stunden auf den Sack gehen, worüber aber nie wirklich jemand was sagt.

Ich mach mal ein Lesezeichen.

Pasco hat gesagt…

Ah, ein Stadtmensch!

Ich habe gedacht, daß hier nur mir bekannte Leute lesen und ich das mit den 60FPS nicht erklären muß aber ich werde wohl einen extra Beitrag dafür schreiben müssen.

In Kurzform:
- die Framerate wirkt sich auch auf die Spielbarkeit aus
- In Mass Effect geht es nicht um den Unterschied zwischen 50 und 60. Das Spiel läuft mit maximal 30 und fällt bis zu 10 in ein paar seltenen Fällen