Samstag, 28. März 2009

Yakuza 2

Yakuza 2 ist ein schlechtes Spiel.

Yakuza 2 ist einzigartig und fesselnd.

Im Prinzip könnte man es mit Shenmue vergleichen. Man verfolgt den Hauptpfad einer ausufernden Geschichte, indem man dorthin geht, wo man hingeschickt wird und anschließend in der Regel ein paar Leute verprügelt. Auf dem Weg werden auch ein paar Leute verprügelt. Dazwischen kann man sich in den lebendig aussehenden Stadtteilen, wo die Geschichte stattfindet, in vielerlei Hinsicht mit Nebenaufgaben beschäftigen. Man kann Golf spielen, Spielautomaten und Mahjong auch, Menschen helfen, indem man sie von ihren Peinigern befreit.

Kick! Punch! It's all in the mind.
Yakuza 2 ist ein schlechtes Spiel. Die Schwächen sind zahlreich und offensichtlich. Die Framerate ist konstant bei 30. Die Farben sind blaß und die Texturen verwaschen. Alle Animationen außerhalb der Zwischensequenzen sind schlecht. Der Einstieg in jedem Kampf erfordert eine Ladezeit (die kürzer ist als im Vorgänger). Die Stadt sieht lebendiger aus als in Shenmue, weil viele Menschen dargestellt werden, ist aber weniger lebendig, weil sie nicht persistent ist. Nebendarsteller, die nicht stehen, teleportieren sich, wenn die Kamera die Einstellung wechselt. Die Hauptgeschichte ist eintöniger als Shenmue, weil man keine Bücher lüftet, keine Blätter fängt und keine Alibirätsel löst.

Das Kampfsystem ist ebenfalls eintönig und resultiert unterm Strich darin, daß der Spieler sich eine Waffe/Gegenstand holt und dann auf die Quadrattaste eindrescht, bis eine Spezialenergieleiste gefüllt ist, die dann einen Angriff erlaubt, der viel Energie abzieht. Jedesmal, wenn das Spiel die Kämpfe anspruchsvoller machen will, macht es sie kaputt. Statt intelligentere Gegner werden Gegner auftischt, die so schnell sind, daß der Kampf nicht mehr funktioniert, die von außerhalb des Bildschirms schießen oder gegen die eine ganze Klasse von Angriffen (z.B. Griffe) wirkungslos ist. Ich habe das Spiel auf leicht gestellt, um dem ganzen aus dem Weg zu gehen, und das hat ganz gut geklappt.

Do you know where I can find some sailors?
Yakuza 2 ist einzigartig und fesselnd. Es ist das Spiel, dessen Zwischensequenzen, Dialoge, Mimik der Charaktere dem echten Leben am nächsten kommen. Die Charaktermodelle sind die ansprechendsten, die ich je in einem Spiel gesehen habe. Ich war nie in Japan aber ich bin überzeugt, daß es die Atmosphäre dort gut einfängt. Man spürt den Platzmangel, wenn man Bars betritt, die kleiner sind als ein typisches Wohnzimmer in Deutschland. Man spürt fast den Schmerz, wenn jemand mit dem Kopf gegen die Wand gehauen wird. Ich habe dem Vorgänger vorgeworfen, daß er oft ins Alberne abgerutscht ist und die Musik jazzig ist, wenn sie meiner Meinung nach dramatisch sein sollte, aber mit der Zeit habe ich die feine Balance erkannt, die das Spiel aufrechthält. Würde es nicht stellenweise unpassende und der Atmosphäre auf dem Papier schadende Elemente einwerfen, wäre es unerträglich deprimierend. Darüberhinaus ist die japanische Realität nicht weniger albern.

Meine Lieblingsstelle im ganzen Spiel ist in einer Nebenmission, wo man als Host arbeiten muß. Wenn man es schafft, daß der weibliche Gast einen teuren Champagner bestellt, kommt der sogenannte "Champagne Call". Glücklicherweise kann ich nichts vorwegnehmen, denn diese Sequenz ist unbeschreiblich. Diese Frisuren, lila Hemden, schlechte Tapeten, der schlechte Sound aus dem Mikrofon, die Reaktion der Frau sind gleichzeitig faszinierend, witzig und, wenn jemanden nicht jede Sensibilität abhanden gekommen ist, traurig. Es ist überwältigend.

In seinen besten Momenten erreicht Yakuza 2 das Niveau von Takeshi Kitano Filmen. Gleichzeitig wird die Hauptgeschichte genauso wie im Vorgänger im Laufe des Spiels stetig schlechter. Irgendwo in der Mitte taucht der Superinformant auf, der den Weg zum schlechten Manga, wo er hingehört, verloren hat und stattdessen hier auftaucht. Später wird alles unnötig kompliziert, oft genug völlig unlogisch und das Spiel kulminiert in eine Stunde mit vier bemühte Wendungen und drei/vier Kurzvordemtoten, die uns jeweils ein Viertel Stunde lang über ihre Motivation belehren. Gähn!

Trotzdem muß man das gespielt haben, wenn man auch nur ein wenig Interesse an Japan aufbringen kann.

2 Kommentare:

Fuse hat gesagt…

Danke für die Eindrücke. Eigentlich ließt es sich genauso, wie es es erwartet habe. Sowohl das Spiel, als auch was deine Wertung der Stärken und Schwächen betreffend.

Ich habe es mir nur für etwas 15 Minuten zeigen lassen und auch wenn die Kämpfe nicht sonderlich ansprechend oder intelligent sein mögen, vermitteln allein das Sounddesign und die visuelle Inszenierung einen sehr brachialen impact. Das und das Setting hat Sega auf jeden Fall sehr gut hinbekommen.

Erinnert mich daran, dass ich mir das unbedingt mal von JCD leihen muss.

Pasco hat gesagt…

Bittschö.

Die offizielle Abkürzung für Jean Claude van Damme ist aber JCVD.